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Der Staat bin ich! Fast zwei Jahrzehnte lang regierte Erich Honecker die DDR nach dem Motto des Sonnenkönigs wie ein absolutistisches Duodezfürstentum. "Mir ist nie klar geworden, wie dieser mittelmäßige Mann sich an der Spitze des Politbüros so lange hat halten können", lästerte Helmut Schmidt über ihn. Intellektuell sicherlich keine Leuchte, schlicht in seiner Weltsicht und dabei alles andere als charismatisch, hatte dieser schwer unterschätzte mausgraue Apparatschik einfach einen ungeheuren Machtinstinkt. Wie sich das manifestierte und warum ihn sein Gespür schlussendlich doch im Stich ließ, thematisiert Norbert F. Pötzl in Erich Honecker. Eine deutsche Biographie.
Der Spiegel-Redakteur folgt dabei den wichtigsten Lebensstationen des kommunistischen Bergarbeitersohnes von der Saar, der schon in der Jugend seine Dachdeckerlehre zugunsten einer Parteikarriere schmiss. Er berichtet, wie Honecker nach antifaschistischem Widerstand und Zuchthaus nach dem Krieg zu Walter Ulbricht stieß, der ihn zum Kronprinzen kürte, wofür sich dieser, vom Kreml ermuntert, später mit dem Thronsturz revanchierte. Abgesichert durch ein perfektes Spitzelsystem und assistiert von einer Kamarilla aus privilegierten Lakaien, spielte der Ex-Sicherheitschef und Architekt des "antifaschistischen Schutzwalles" fortan abwechselnd den treu sorgenden Hausvater und gestrengen Patriarchen.
Außenpolitisch gelang dem loyalen und zunehmend selbstbewussteren Vasallen der roten Zaren, seinem kleinen Reich durchaus zu gewisser Weltgeltung zu verhelfen. Und gerade als er sich, hofiert von Westpolitikern, unersätzlich wähnte, übernahm ein Jungspund namens Michail Gorbatschow das Kommando, stahl dem Altgedienten die Schau und legte die Axt an sein Lebenswerk. Für Pötzl, der immer wieder den Gemütsmenschen Honecker herausstellt und dessen Realitätsverlust kurioserweise mit der saarländischen Mentalität in Zusammenhang bringt, waren es letztlich Eifersucht und verletzte Eitelkeit, die den Diktator gegen die Reformen aufbrachte.
Eine gut lesbare, aber zu wohlwollende Lebensbeschreibung. Viele brisante Fragen bleiben offen -- etwa Honeckers Anteil an subversiven Aktivitäten, am RAF-Terror, an militärischen Aufmarschplänen. Zudem stützt sich das Buch viel zu unkritisch auf Darstellungen dubioser Zeitzeugen und Weggefährten. --Roland Detsch
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