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Eigentlich ist der Mann fernseh- und humortechnisch gesehen ein einziger Anachronismus. Kaum richtet sich eine Kamera auf ihn, rollen die Kulleräuglein auf Schalk-Betriebstemperatur, dass es eine wahre Pracht ist. Fastglatze und ein annähernd wagenradgroß gezwirbelter Schnäuzer tun ihr Übriges. Nun noch etwas forciert tuntiges „Mein-Johann“-Gesumse, dazu Anzüglichkeiten, die nicht selten unter der Gürtellinie ihre feste Heimstatt finden -, und der deutsche Humor feiert fröhliche Urständ’. Keine Spur von der Subtilität eines Harald Schmidt. Womöglich ist gerade deshalb Horst Lichter, der stets aufgedrehte Jeck der derben Rezepte, der Deutschen derzeit liebstes Kind? Der Bildband begibt sich auf Spurensuche ins rheinische Rommerskirchen-Butzheim.
Die dortige „Oldiethek“, oder kurz Lichters „Laden“, eine alte Tanzhalle, die der gelernte Koch nach schwerer Krankheit und Reha 1990 für Freunde eröffnete, ist Basisstation und Startplatz einer raketenhaften Karriere. Buchstäblich Stück für Stück entstand ein Ambiente, das Lichters ureigensten Neigungen entsprach. Dem Sammeln von Kuriosa. So entstand eine Mischung aus überdachtem Trödelmarkt und kulinarischer Pilgerstätte, in der der Chef, sofern anwesend, seinen staunenden Gästen gutbürgerliche Speisen und Sprüche liefert. Man stößt hier auf die Bibliothek der verstorbenen Lore Lorentz, sitzt auf ausgemusterten Rommerskirchener Kirchenbänken, oder lauscht der denkwürdigen Erwerbsgeschichte der Dinosaurierskelett-Gemälde hoch über den Speisenden. Kreidler-Mopeds, Rennwagen, Lichterheld Graf Berghe von Trips, legendärer und toter Ferrari-Pilot aus der Gegend, alte Emaille-Schilder (auf einem findet sich der titelspendende Text) – Lichters Welt -, eine einzige museale Edelmüllhalde.
Im zuweilen etwas biederen und weihevollen Ton einer Bauernchronik gibt Carsten Tergast Schnurren und Anekdoten um die Sammlerstücke zum Besten und leistet damit auch ein Stück Biografiearbeit im Leben des Kochs und Entertainers. Komplettiert wird die großformatige Lichter-Schau durch eine hübsche begleitende Fotostrecke, optischer Leckerbissen und Schlossführung in einem. Alles in allem dürfte das ganze Unternehmen dem medialen Gesamtkunstwerk Horst Lichter garantert einen weiteren leckeren Stern sichern. –Ravi Unger
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