Band 1: Lebensgeschichten. Band 2: Kriegsalltag. Band 3: Das Verhältnis zum Nationalsazialismus und zum Krieg. Frankfurt, Campus Verlag, 1998, Gebundene Ausgabe, Hartkartoneinband, 376 + 586 + 597 Seiten, Zustand 2 (F)Man hat es irgendwie gar nicht gemerkt, aber eine umfassende Darstellung der Alltags- und Wahrnehmungsgeschichte der Kriegs- und Nachkriegszeit aus weiblicher Sicht hat bisher tatsächlich noch gefehlt. Obwohl es doch gerade die Frauen waren, die zwischen 1939 und 1948/49 die Bürden des Alltags schultern mußten, als die Männer im Feld standen, an der Front starben, vermißt oder gefangen waren und nach dem bitteren Ende traumatisiert, verkrüppelt oder politisch suspekt nicht mehr oder nur mühsam wieder auf die Beine kamen.
"Wie haben junge Mädchen und Frauen diesen Krieg und seine Nachwirkungen selbst erlebt? Wie haben sie sich mit ihren Erfahrungen auseinandergesetzt?" Die gesammelten Eindrücke einer bislang überwiegend kontur- und namenlos gebliebenen Schicksalsgemeinschaft, die die Historikerin Margarete Dörr aus über 400 Einzelbiographien von Zeitzeuginnen herausdestilliert hat und auf mehr als 1500 Seiten ausbreitet, ist Geschichtslektion wie sie sein soll: profund und lehrreich, lebendig und kurzweilig. Ihr ging es vor allem um die besonderen Qualitäten des Kriegserlebens dieser Frauen, Dinge, wie Trennung von den Ehemännern, familiäre und intime Beziehungen, Partnerschaft und Sexualität, Warten und Hoffen auf Nachrichten, Evakuierung und Ausbombung, Flucht und Vertreibung, Besatzung, Vergewaltigung, Plünderung, Ausquartierung, die Mühsal der Familienreorganisation, das Leid der Verwitweten, Alleinerziehenden oder kriegsbedingt Lediggebliebenen.
Dörr hat sich bei der Auswahl ihrer Gesprächspartnerinnen um eine ausgewogene Repräsentanz verschiedener sozialer Schichten, Altersgruppen und Abstammungen bemüht, sich jedoch bewußt auf Frauen beschränkt, die nicht zu den Opfern oder Täterinnen des NS-Regimes im engeren Sinne gehörten. Ein Manko: 50 Jahre nach Kriegsende konnte sie nur noch Frauen befragen, die bei Kriegsbeginn zwischen 15 und 35 Jahre alt waren.
Den Auftakt des Werkes, das von Band zu Band zunehmend abstrahierend aufgebaut ist, bilden zehn Lebensgeschichten, denen im Hauptteil kritisch kommentierte Schlaglichter auf Kriegsalltag und Leben in der Nachkriegszeit folgen, ehe die Verfasserin dem Verhältnis zum Nationalsozialismus und zum Krieg auf den Grund zu gehen versucht, wobei sie überwiegend darauf angewiesen war, interpretierend aus dem beiläufig Gesagten -- respektive Gemeinten -- zu schöpfen.
Im Lichte ihres umfassenden Wissens zeichnet Margarete Dörr in ihrem Werk ein facettenreiches Gesamtbild über die Jahre zwischen 1933 und 1948/49, das den Wissenstand auch und gerade der Generationen der Nachgeborenen beträchtlich zu erweitern vermag. Besonders ans Herz zu legen ist es den ganz Jungen, denen es selbst nicht mehr vergönnt war, den ungemein spannenden, oftmals unglaublichen aber stets wahren Geschichten ihrer Großmütter zu lauschen. --Roland Detsch- . KLICKEN SIE HIER, UM DIESES BUCH ZUM KOSTENLOSEN DOWNLOAD